Spielzeit 107 min. ab 12 Jahre
DiCaprio spielt den jungen Dichter Arthur Rimbaud, der 1871 aus der Provinz nach Paris reist
und von dem bereits etablierten Kollegen Paul Verlaine (David Thewlis) aufgenommen wird.
Der um viele Jahre ältere Verlaine ist sogleich fasziniert von dem ungestümen Lyriker. Verlaine
wird Frau und Kind verlassen, mit Rimbaud eine leidenschaftliche Affäre eingehen, während
der die beiden durch Europa ziehen, sich mehrfach trennen und wiedervereinen.
Es war eine wilde, zerstörerische, beinahe tödliche Liebe, die den jungen Dichter Arthur
Rimbaud und sein Idol Paul Verlaine im vorigen Jahrhundert miteinander verband.
Total Eclipse wurde nach der Erstaufführung im Jahr 1996 vorgeworfen, daß die polnische
Regisseurin Agnieszka Holland recht unbekümmert mit den Lebenläufen zweier der größten
französischen Poeten des 19. Jahrhunderts umgehe, Lyrik und Literaturbetrieb dieser Jahre
allenfalls streife und die kompromißlose Liaison der beiden zur Fallgeschichte verkleinere. Dies
alles ist nicht falsch. Auch scheint Frau Holland häufig nicht den Mut zu haben, ihre intimen
Tableaus wirken zu lassen und die verbotene Liebe der beiden Protagonisten zu vertiefen. Sie
bevorzugt eine raffende Montage, die nicht immer dem Kunstgewerbe fernbleibt. Doch allein
wegen der beiden manchmal sogar triumphalen Hauptdarsteller lohnt der Film. Thewlis, seit
Naked als aufregender Schauspieler geachtet, beweist auch hier einen radikalen Mut zu
Häßlichkeit und Verzweiflung, ohne daß er sie ausstellt. Und DiCaprio knüpft an seine
staunenswerten Qualitäten an, mit denen er vor Jahren in Gilbert Grape zu glänzen vermochte.
Von ALEXANDER REUTER