2.9.50 Kampfansage - Der letzte Schüler
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Ein Buch rettet die Welt
Kampfansage - Der letzte Schüler
(D 2004, R: Johannes Jaeger, D: Mathis Landwehr, Volkram Zschiesche, Sinta Weisz u.a.)
mehr Bilder Viet Vo Dao, Wing Tsung, Tu-Than, Wushu, Capoeira - alles Kampfsportarten, die  kaum fehlerfrei auszusprechen und noch schwieriger zu beherrschen sind. Für Mathis Landwehr ist  weder das eine noch das andere ein Problem. Seit seiner Kindheit frönt der Blondschopf den  Martial-Arts. Keine Übertreibung, keine Euphorie, kein naiver Überschwang: Einen Action-Helden  wie ihn hat die Republik noch nicht hervorgebracht. Wer sich von den Fähigkeiten des 25-Jährigen  überzeugen will, sollte einen Blick auf die DVD-Veröffentlichung "Kampfansage - Der letzte  Schüler" (2004) werfen. Das überaus ambitionierte Action-Projekt ist Deutschlands erster Kung-Fu-  Streifen, wenn man so will.
Hinter dem Film steckt die "Ehrenwerte Gesellschaft" - eine Gruppe von Movie-Maniacs und  Kampfsport-Freaks, die in ihrem jugendlichen Leichtsinn ihr Erspartes zusammenkratzte, um eine  Filmkamera zu kaufen. Was folgte, waren immer ambitioniertere, auch preisgekrönte Kurzfilme und  schließlich "Kampfansage - Der letzte Schüler" - ein apokalyptischer 98-Minüter, in dem zu  schnellen Techno-Beats harte Schläge ausgeteilt werden. Erstaunlich jedoch, welch' schweren  Geschütze trotz des Minimal-Budgets aufgefahren werden: Temporeich inszenierte Kung-Fu-  Choreografien, saubere CGI-Effekte, irre Kamerafahrten und augenzwinkernde Gags ließen nicht  nur das fachkundige Publikum beim Fantasy Filmfest 2005 Bauklötze staunen.
Natürlich kann "Kampfansage" seine Semiprofessionalität keine Sekunde lang abstreifen, muss  sich gleichzeitig aber auch nicht hinter Produktionen wie dem thailändischen "Ong-bak" verstecken  - zumal mit Esther Schweins und Ärzte-Drummer Bela B. durchaus prominente Gesichter für kleine  Nebenrollen gewonnen werden konnten. 
Einziger Schwachpunkt des Films ist die Geschichte. Irgendwann im Jahr 2045 ist Deutschland ein  ziemlich unschöner Ort. Weder die Vergreisung der Gesellschaft noch ein gewaltiges  Haushaltsloch haben zum Ende der Republik geführt, sondern eine weltweite Wirtschaftskrise und  die daraus resultierende Anarchie. Und weil die Menschen dumm sind, verlernen sie, wie  Gewehrkugeln herzustellen sind. Stattdessen wird also wieder mit Hand und Fuß zugeschlagen.  Soweit die Einleitung. Es folgt ein 90-minütiges Gerangel um ein Buch, in dem zig Meister ihre  Kampfkünste verewigt haben, eine Revolution gegen einen totalitären Psychopathen namens  Bosco (Christian Monz), seine degenerierte, dauergeile Schwester und eine ganze Armee williger  Gefolgsleute. Zimperlich ist die "Ehrenwerte Gesellschaft" bei alldem nicht. Das Kunstblut fließt  literweise, richtig fies ist jedoch nur die Soundkulisse, wenn Knochen und Weichteile in  Mitleidenschaft gezogen werden ...
Während das Handkamera-Bild gelegentlich zu Unschärfe und Farbarmut neigt (gruselig: Dunkel-  Szenen!), geht der 5.1-Klang mehr als in Ordnung. Sparsam ging man bei den Extras um: keine  Interviews, nur ein Audiokommentar und ein Making Of, das Mathis Landwehr mit den Worten  einleitet: "Es ist sechs Uhr morgens, ich habe einen Krampf im Arsch und darf gleich bei minus 20  Grad mit nacktem Oberkörper draußen herumhüpfen ..." Aber die Mühen, Schmerzen und  Entbehrungen haben sich gelohnt: "Kampfansage" ist ein launiger, fast schon kultverdächtiger  Action-Film. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung. Wir freuen uns.