FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Darsteller: Daniel Brühl, Katrin Saß
Regie: Wolfgang Becker
Musik: Yann Tiersen
Infos zu diesem Titel
• Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1)
• Bildformat: 1.85:1
• DVD Erscheinungstermin: 18. September 2003
• Produktion: 2003
• ASIN: B00008W41B
Rezensionen
Aus der Amazon.de-Redaktion
Viele Jahre sind nun schon seit dem Fall der Mauer im Herbst 1989 vergangen. Genug Zeit, um mit
einem gewissen Abstand auf die historischen Ereignisse zurückblicken zu können und damit allen,
Wessis wie Ossis, eine neue, aufschlussreiche Perspektive auf diese zu vermitteln. Und genau
das ist jetzt dem Filmemacher Wolfgang Becker und seinem Drehbuchautor Bernd Lichtenberg mit
Good Bye, Lenin! geglückt. Ihre Geschichte aus den Monaten, in denen alles viel schneller
zusammenwuchs, als es sich je ein Mensch hätte vorstellen können, wirft ein neues Licht auf die
Wiedervereinigung und mehr noch auf all die chaotischen, oft auch widerstreitenden Gefühle, die
mit ihr einhergingen.
Christiane Kerner (Katrin Saß) ist gerade auf dem Weg zum Palast der Republik, um dort den 40.
Geburtstag der DDR zu feiern, als sie mit ansehen muss, wie eine friedliche Demonstration von der
Staatsmacht niedergeprügelt wird. Unter den Geschlagenen ist auch ihr Sohn Alex (Daniel Brühl).
Und man kann sich nicht sicher sein, was sie nun eigentlich härter trifft: das Vorgehen der
Volkspolizei oder vielleicht doch die Erkenntnis, dass ihr Sohn ihre Ideale nicht teilt. Noch bevor sie
sich selbst darüber klar werden kann, erleidet sie einen Herzinfarkt und fällt ins Koma. Acht
Monate später wacht sie wie durch ein Wunder wieder auf. Nur ist die Welt nun eine andere. Die
DDR ist Geschichte, und der Kapitalismus hat Ostberlin mit all seinen Markenprodukten im Sturm
erobert. Das darf sie allerdings nicht erfahren. Schließlich könnte sie jede Aufregung töten. Und so
beschließt der 21-jährige Alex, ihr zusammen mit den anderen Mitgliedern der Familie
vorzuspielen, dass die DDR noch immer existiert.
Die Idee, die DDR zumindest in den Wänden einer Wohnung und der Vorstellung einer Frau
aufrechtzuerhalten, ist natürlich der reinste Irrsinn, und doch hat sie etwas für sich. Eine absurde
Komik geht von Alex' immer verzweifelteren und auch immer aussichtsloseren Versuchen aus,
seine Scharade fortzuführen. Aber so absurd ist sein Festhalten an der Vergangenheit letztlich gar
nicht. Wenn er nur wenige Monate nach dem Fall der Mauer im Supermarkt nach alten DDR-
Produkten sucht und nur Westwaren findet, stellt sich tatsächlich die Frage, ob alles so kommen
musste, wie es damals kam -- besonders, wenn man sich bewusst wird, dass seit einigen Jahren
klassische Produkte der DDR durchaus ein Comeback erlebt haben. Aber Wolfgang Becker geht
es bei diesen Szenen nicht um eine leere Nostalgie oder sentimentale Verklärung. Er fängt
vielmehr die Dynamik der Ereignisse ein und führt uns vor Augen, wie wir damals alle von ihr
überwältigt worden sind.
Wenn Daniel Brühl mit einer an die Komik der Slapstick-Zeit erinnernden Besessenheit und
Verzweiflung versucht, eine Lüge zur Wahrheit werden zu lassen, dann ist es eben keine DDR-
Nostalgie -- wie sie etwa Peter Timm in Der Zimmerspringbrunnen liebevoll karikiert hat --, die ihn
treibt. Er erschafft nur für seine Mutter und sich selbst eine andere, ideale DDR. In seinen
Bemühungen offenbart sich ein Traum von einem ganz anderen Deutschland jenseits der alten
Kapitalismus-/Sozialismus-Modelle, an den nur 1989/90 niemand so recht glauben konnte. Am
Ende muss Alex scheitern, aber das macht ihn längst nicht zu einem Verlierer. Viel mehr noch als
er haben all diejenigen verloren, die damals eine einmalige Chance verpasst haben. -- Sascha
Westphal
Video Jakob Kurzinhalt
"Geschichte wird gemacht. Nur für den 21-jährigen Alex geht nichts voran. Kurz vor dem Fall der
Mauer fällt seine Mutter, eine überzeugte Bürgerin in der DDR, nach einem Herzinfarkt ins Koma -
und verschläft den Siegeszug des Kapitalismus. Als sie wie durch ein Wunder nach 8 Monaten die
Augen aufschlägt, erwacht sie in einem neuen Land. Erfahren darf sie von alledem nicht: Zu
angeschlagen ist ihr schwaches Herz, als dass es die Aufregung überstehen...