Aus der Amazon.de-Redaktion
In einer Zeit, in der das heimische Kino meist immer noch nur wie eine weitere Abspielstätte des
Fernsehens wirkt, hat eine Produktion wie Das Experiment etwas ungeheuer Befreiendes. Oliver
Hirschbiegels erster für die große Leinwand entstandener Film ist wirklich von seinem
spektakulären Anfang bis zum nervenaufreibenden Finale großes Kino. Jede Einstellung sprengt
die kleinlichen Grenzen, die den deutschen Film, seine belanglosen Komödien und seine
avancierten Dramen, so oft zu einer rein provinziellen Angelegenheit machen. Dabei findet Oliver
Hirschbiegel zu einem ganz eigenen Rhythmus der Erzählung. Überwältigung und Reflexion
schließen sich hier nicht gegenseitig aus, sondern bedingen einander.
20 junge Männer werden für ein zweiwöchiges Psycho-Experiment engagiert. Sie sollen in einer
simulierten Gefängnissituation die Rollen von Häftlingen und Wärtern übernehmen. Unter den
Testpersonen ist auch der ehemalige Journalist Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu), der sich von diesem
Experiment eine spannende Story verspricht. Doch genauso wie alle anderen Teilnehmer wird auch
er von der Dynamik der Ereignisse mitgerissen. Er zählt zu den Häftlingen und seine bewussten
Provokationen, prallen auf den Sadismus einer der Wärter (Justus von Dohnányi) und führen
letztlich zu einer völlig wahnwitzigen Eskalation. Das Experiment entgleitet den Wissenschaftlern
(Andrea Sawatzki und Edgar Selge) und verwandelt sich in einen Kampf um Leben und Tod.
Vorbild für Mario Giordanos Roman Black Box und Oliver Hirschbiegels Verfilmung war ein reales
Experiment, das 1971 an der Stanford University durchgeführt wurde und schon nach wenigen
Tagen abgebrochen werden musste. Giordano und vor allem Hirschbiegel gehen nun allerdings
mehrere Schritte weiter. Die realen Ereignisse sind nur der Ausgangspunkt für eine klassische
Kinofantasie. Diese Vorgehensweise des jungen Regisseurs wurde beim Kinostart von Das
Experiment meist heftig kritisiert, doch ihr verdankt dieses Debüt seine beeindruckende Wirkung.
Es ist eben keine akademische Studie, sondern ein Thriller, der gerade aufgrund seiner
Vereinfachungen und seinem weitgehenden Verzicht auf individuelle Charakterisierungen ungeheuer
viel über die menschliche Natur verrät. Ein bisschen erinnert Oliver Hirschbiegels Methode an die
von Oliver Stone -- und von welchem anderen deutschen Regisseur der letzten Jahre könnte man
das sonst sagen? --Sascha Westphal
Video Jakob Kurzinhalt
4000 Mark für zwei Wochen: Leicht verdientes Geld und ein netter Spaß noch dazu, denken die 20
Freiwilligen, die sich auf das von einer Universität ausgeschriebene Experiment einlassen. Um die
Erforschung des Aggressionsverhaltens in einer künstlichen Gefängnissituation soll es gehen.
Zunächst halten die Beteiligten, die per Zufallsprinzip in Gefangene und Wärter eingeteilt werden,
das Ganze für ein Spiel. Doch schon bald setzt sich eine Spirale der Gewalt